Inseln - von Andrea Jeva

Inseln

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Die Rechte des Autors sind geschützt und gewahrt durch die Soc. S.I.A.E.(Societa' Italiana degli Autori ed Editori). Aufführungen und Publikationen unterliegen einer Tantiemenpflicht. Jede diesbezügliche Anfrage muß an folgende Adresse gerichtet sein: S.I.A.E. / Sezione D.O.R. / Viale della Letteratura, 30 / 00144 Roma - Italy
- Der Autor bittet, daß er von jeder Aufführung des Werkes informiert wird.
- Der Autor kann mittels e-mail kontaktiert werden (infogatto@andrea-jeva.it N.B. Remove the name of the animal from the address)

Deutsch von Ingeborg Kanz
Die Rechte für die deutsche Übersetzung liegen anteilsweise bei: Mag. Dr. Ingeborg Kanz Mitterberg 56 A-7350 Stoob-Süd Austria E-Mail: ingeborg.kanz@aon.at


Klassifizierung:
Komödie in einem Akt.
Zusammenfassung:
- "Inseln" - Tragikomödie, 1997 entstanden. Uraufführung: 25. Jänner 2002 im Theater im Keller in Graz (Österreich), in deutscher Sprache. Das Stück wurde im Rahmen von " Unbekannte Nachbarn" -einem Projekt des Theater im Keller über zeitgenössische Dramatatik der unmittelbaren Nachbarländer - innerhalb des Italienschwerpunktes präsentiert.
- Die unbegrenzte Freiheit einer südpazifischen Insel überlagert sich mit den ebenfalls unbegrenzten Zwängen eines Standesamtes. Die Personen - Inseln für sich - versinken in einer Art Sinnsuche nach einer glücklichen Zukunft und zeigen sich darin als tollpatschig, verzweifelt, anmutig menschlich.
Personen:
- FAUSTO RANIERI. Gemeindeangestellter. Circa 40 Jahre. Er übernimmt auch die Rolle von JACK, dem ortsansässigen Leiter einer Forschergruppe auf einer Insel im Südpazifik.
- FRAU REGINA. Gemeindeangestellte. Etwa 55 Jahre. Sie spielt auch JEANETTE, ein ortsansässiges Mitglied der Forschergruppe auf der südpazifischen Insel.
- CHIOCCHIOLONI. Inhaber eines Beerdigungsinstituts. Etwa 65 Jahre. Er spielt auch TREVOR, den Onkel von Emily, einen ortsansässigen Mitarbeiter des Forschungsteams auf der Insel im Südpazifik.
- SANDRETTA. Angestellte von Chiocchioloni. Etwa 20 Jahre. Sie spielt auch EMILY, Trevors Nichte, eine ortsansässige Mitarbeiterin des Forschungsteams auf der Insel im Südpazifik.
- MORENO PAPI. Ein Bürger. Etwa 30 Jahre. Er spielt auch Bruce, einen freien Mitarbeiter der Forschungsgruppe auf der Insel im Südpazifik sowie einen RÄUBER.
- INES ZYP. 30 - 35 Jahre. Holländerin. Spricht mit ausländischem Akzent.
Spielzeit:
ca. 90 Minuten.
Kritiken:
- ("Kleine Zeitung" 26/01/002: Wenn alle reif sind für die Insel
Und wieder landet das Theater im Keller einen großen Coup. Keineswegs unberechtigter Riesenjubel hob die Uraufführung von Andrea Jevas Stück "Isole" in den Theaterhimmel.
Mit der Tragikomödie "Isole" zog das Theater im Keller (TiK) bei seinem Italien-Jahresschwerpunkt wahrlich einen dicken Fisch an Land. Der zwar zartbitter nach dem für Menschen einzig möglichen Leben und der Erkenntnis schmeckt, dass ja eines jeden Träume nie ganz wahr werden, die Sehnsucht nach Erfüllung aber bleibt. Ein Fisch also, der keinesfalls am Kopf stinkt.
Denn gerade die fein eingebremste Drastik der Inszenierung von Norbert Hainschek legt die Abgründe und Absurditäten sowie die banalen Lächerlichkeiten vermutlich jeden Lebens offen.
Der Ort (Bühne: Dirk Herrgesell) dieses vergnüglichen tief- und hintergründigen Trauerspiels ist zunächst ein administrativer. Drei karge Schalter, über denen "Eheschließungen", "Todesfälle" und "Geburten" steht. Vor denen brave Bürger wie etwa der Inhaber eines Bestattungsinstituts und dessen Angestellte warten. Da schneit mit der Holländerin Ines Zyp (Eva Weutz) ein seltener Paradiesvogel aus der großen Welt herein, der Unruhe in aller Lebens- und Arbeitstrott bringt. Ja selbst der ältlichen Gemeindeangestellten Regina - köstlich Eva Schäffers Studie eines administrierend eingeschränkten Lebens - als Schimäre eines ganz unglaublich anderen Lebens zu denken gibt.
Kulissenwechsel. Plötzlich befindet man sich unter Forschern auf einer Pazifikinsel, wo Träume wahr zu werden scheinen. Doch die Erkenntnis "Noch natürlicher ist nur der Tod" dämmert bald. Und die Einsicht "Wir alle sind gefangen seit dem Augenblick unserer Geburt". Autor Jeva zerstört Illusionen mit scharfem Blick, das intensive Spiel aller Beteiligten trägt das Seine zum Erfolg bei.
(Gisela Bartens)

- ("Kronen Zeitung" 25/01/2002: Südseetraum gegen Lebensleere.
Überfall im ansosten langweiligen Büroalltag! Denn nur im Südseetraum tut sich sonst etwas. Ein Mädchen freilich scheitert am Zwiespalt zwischen Sein und Schein in Andrea Jevas "Isole". Ingeborg Kanz hat das erstaunliche Stück des itanienischen Theatermannes ins Deutsche übersetzt.
Um die Öde des Alltags und um die sie mehr oder minder ausgleichenden Träume geht es in "Isole", dem doppelbödigen Theaterstück des 49-jährigen italienischen Autors und Theatermanagers Andrea Jeva, das im Grazer Theater im Keller die Urauffühurung erlebte. Ein lohnendes Unterfangen im Italien-Schwerpunkt.
Zumindest kabarettistisch geben die Angestellten des Gemeindeamtes, Fausto und Regina, der Bestattungsunternehmer Chiocchioloni und seine Mitarbeiterin Sandretta sowie die Kundschaft, der Polizist Moreno Papi und die Ausländerin Ines Zyp, was her: Wiehert hier der Amtsschimmel immerhin lautstark, werden Methoden, doch noch zu einer amtlichen Bestätigung zu kommen, in ihrer Absurdität demonstriert und schrumpft der Bürger angesichts behördlicher Omnipotenz merklich auf das - von der Politik vermutlich ohnehin gewollte - Zwergenmaß.
Doch sowohl die Exekutoren der Staatsgewalt als auch ihre devoten Klienten haben ihre Träume. Diesmal ist es ein gemeinsamer: Die Personen der Handlung treffen einander in Traumsequenzen als Mitglieder einer Forschungsgruppe auf einer Südseeinsel. Und retten, so konstruiert es Jeva recht geschickt, Ähnlichkeiten ins "wirkliche" Leben hinüber. Nur ein Mädchen vermag der Spannung zwischen Sein und Schein nicht standzuhalten. Hier und ihr kann nur die Seeschlange Dadakulaci, der giftige Plattschwanz, helfen….
Norbert Hainschek inszeniert mit ordnendem Sinn für Effekte (Bühne: Dirk Herrgesell, Kostüme: Beate Hainschek). Eva Schäffer und Christoph F. Krutzler als den Vorschriften vertrauende Beamte, Burkhard Minisdorfer und Nicole Lissy vom Beerdigungsinstitut sowie Eva Weutz und Thomas Sobotka als Antragsteller, sind allesamt auch das Forscherteam im Traum. Sie spielen lustvoll, glaubwürdig.
(Bernd Schmidt)
Vorstellung:
Die erste Idee zu "Isole" wurde in einer Nacht in Mailand, wahrscheinlich 1989, geboren, für mich ziemlich lang her. Ich schlief in dieser Nacht bei Freunden und in Erinnerung eines Traumes - vermutlich aus den Diskussionen des Vorabends entstanden - in jener einzigartigen Unbestimmtheit, die Träume haben können, entstand in der Früh in mir ein beharrliches Bild: Ein Selbstmord! eines jungen Mädchens, das sich aus dem Fenster stürzte - ein tragischer Versuch, ihrem Erwachsenwerden zu entkommen:
Ich ließ die übrigen Zutaten des Traumes weg und bewahrte in einem Winkel meines Gedächtnisses die beschwörenden Elemente dieses Bildes: es hatte mich so getroffen, dass ich nicht einmal darüber reflektieren wollte.
Das zweite Element fügte sich einige Jahre später dazu: Das glückhafte Zusammentreffen mit meiner Frau - beziehungsweise meiner zukünftigen Frau. Wir entschlossen uns nach nur fünfzehn Tagen des Zusammenlebens zu heiraten im Bewusstsein aller Risken; es verlief alles zu unseren Gunsten wie es nur aus leidenschaftlichen Neigungen heraus funktionieren kann. ... Eines Morgens betrat ich das Standesamt in Perugia, meiner Stadt, um meine Absicht, zu heiraten, kundzutun. Sofort fiel mir ein riesiger Tresen auf, gänzlich abgenutzt. Der Staub, vielleicht harmlos, aber jedenfalls beunruhigend, war überall: auf den Büchern, am Tresen, auf den Scheiben, ich bemerkte Staub sogar auf den großen, komplizierten Schreibmaschinen, die ja jeden Tag benutzt wurden.
Der riesige Tresen füllte den Raum ganz und gar und war in drei Glasschalter unterteilt, der erste links trug ein großes Schild mit der Aufschrift "GEBURTEN", der Schalter in der Mitte war mit "TODESFÄLLE" angeschrieben und der letzte, rechts, mit der Aufschrift "EHESCHLIESSUNGEN" versehen. Praktisch waren so die drei wichtigsten Dinge des Lebens kunterbunt in einem einzigen Raum versammelt, an einem einzigen Tresen, in einem einzigen, unvermeidlichen Schicksal. Auch die Personen, die das Standesamt bevölkerten, waren erstaunlich. Vor allem ein ernster Herr, der sich an seine Papiere und Stempel klammerte wie ein Seemann an seine Segel. Er war hinter dem Schalter "EHESCHLIESSUNGEN" zusammengekauert, er hieß FAUSTO. Sein sehr penibles Handeln war in gewisser Weise harmonisch entrückt, wie weit entfernt, der eigenen Gegenwart fern. Und dann gab es auch noch ein Mädchen, das ständig einem sympathischen, betagten Herren folgte, sie schienen beide oft diesen Raum zu frequentieren - als ob sie jeden Winkel, jede Nuance kannten. Eine Frau, die absolut ihre Abteilung beherrschte, saß hinter dem Schalter "GEBURTEN", sie wirkte auf ihrem Sessel wie eine Königin auf ihrem Thron, die genau ihr Reich im Amt überblickte.
Hinter dem Schalter "TODESFÄLLE" saß rätselhafterweise niemand.
Nun, ohne irgendein genaues Wollen fügte ich all dies - wie ein Bildersammler - in dieselbe Kassette meines Gedächtnisses zum Mailänder Traumbild. Das war 1992.
Nach einigen Jahren reiste ich auf eine der über dreihundert Fijinseln. Zusammen mit meiner Frau waren wir sieben Abendländer unter dreihundert Eingeborenen, fast aller auf der Flucht vor oder auf der Suche nach irgendwas. Es gab kein elektrisches Licht, kein Telefon, nicht einmal ein Geschäft. Einzige Verbindung zur Außenwelt war ein krachendes Radio, als ob die Insel ein riesiges Schiff wäre, unbeachtet von der übrigen Welt. Das Leben war wild, die Häuser waren aus Baumstämmen und Stroh und für die Verwegeneren stand eine alte verlassene Dorfschule zu Verfügung. Die Betten waren aus Baumstämmen, deren Astgabeln direkt in die Knochen piekten. Zu dieser extrem elementaren Umgebung bildeten die Heiterkeit der Kinderaugen, die Schönheit der Erwachsenenblicke, die Kraft der Natur, die nur teilweise durch Menschen gezähmt war, einen Gegensatz: jene verflochtenen Blätter, die nur widerwillig zum Korb wurden, jene große Muschel, die zum Rufinstrument wurde, einige Blumen, die träge in Beeten standen. Und dann - die Zeit wurde seltsamerweise verlängert. Eine Minute war wie eine Stunde, ein Tag wie ein Jahr, eine Woche wie die Lektüre eines Lebens. Man sprach zu einem Unbekannten über Dinge innerhalb einer Minute, über die man mit einem Jugendfreund innerhalb von Jahrzehnten nicht gesprochen hatte. Ein wahres Umstülpen von Empfindungen, mit einem besonderen Gefühl, schauerlicher als alles: Wir Abendländer schienen nicht - obwohl wir an einem Ort der Freiheit lebten - mit unserer Existenz zufrieden zu sein, als wäre eine Unruhe den Gedanken, der Haut, jedem Sehnen innewohnend. Wie wenn die Flucht in die Freiheit uns vor vollendete Tatsachen gestellt hätte, auch wenn dies einmal eine Illusion gewesen war. ... Und derselbe Gemütszustand beherrschte das Standesamt. An diesem Punkt regte sich wie eine verrückte Idee die Notwendigkeit, in eben jene Mailänder Gedächtniskassette all diese Gefühle, Orte, Bilder der Menschen, die so weit weg von uns waren, abzulegen. Das war 1995.
Ich wusste es noch nicht, aber all diese formlosen Elemente waren nun bereit, um ihre eigene Daseinberechtigung zu kämpfen, bereit, zu einem unwahrscheinlichen Zusammenleben zu verschmelzen. Aus bescheidenen Sklaven meiner Phantasie, die notgedrungen in eine Schattenzone verbannt waren, wurden sie jetzt bereit, sich zu lösen und ihre eigene Existenz zu finden, bereit, sich schon in die "Isole" zu verwandeln, aber erst nach einer langen Reise, die bis 1998 währte.
(Andrea Jeva)

Aufführungsbedingungen:
Die Rechte des Autors sind geschützt und gewahrt durch die Soc. S.I.A.E.(Societa' Italiana degli Autori ed Editori). Aufführungen und Publikationen unterliegen einer Tantiemenpflicht. Jede diesbezügliche Anfrage muß an folgende Adresse gerichtet sein: S.I.A.E. / Sezione D.O.R. / Viale della Letteratura, 30 / 00144 Roma - Italy

Der Autor (N.B. Remove the name of the animal from the address) bittet, daß er von jeder Aufführung des Werkes informiert wird